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Woche 9

Von einem Zoo bei Nacht, botanischer Vielfalt und der Bekanntschaft mit einem singapurischen Bettverkäufer.

17. März, Singapur (Tag 57)

Der Singapurer Zoo gilt als Weltklasse Zoo und so wollte ich ihn mir auf keinen Fall entgehen lassen. Die Käfige versuchen den natürlichen Lebensraum der Tiere so gut wie möglich nachzuvollziehen und sind dennoch so gebaut, dass der Besucher die Tiere gut sehen kann. Wie tiergerecht der Zoo ist, sein müsste und ein Zoo überhaupt sein kann, vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls hatte ich einen guten Eindruck und der Zoo wird im Internet ausnahmslos gelobt. Die Hauptattraktion des Zoos sind die weissen Tiger. Ausserdem ist das Klima geeignet für Arten aus Afrika, Australien und anderen warmen Regionen und so kann der Zoo einfacher solche Tiere (z.B. viele verschiedene Affen) halten, als es z.B. der Zoo Zürich kann.

Im Zoo gibt es verschiedene Shows mit Tieren. Besonders beliebt ist die Elefantenshow, in der gezeigt wird, wie Elefanten Baumstämme transportieren können. Mitten in der Show setzte aber der Regen ein und die Show musste aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Bei jedem Käfig steht, um welche Zeit das Tier gefüttert wird, was ebenfalls unterhaltsam war. Die meisten Affenarten, die ich im Urwald gesehen hatte und alle Tiere, die theoretisch ebenfalls dort gewesen wären (z.B. Leoparden und Bären), waren zu bestaunen. Besonders gefallen hat mir der Tapir aus Südostasien (genauer gesagt der Schabrackentapir). Dieser sieht aus, wie ein 1,20m grosses Schwein mit schwarzem Fell und weissem Rücken.

Der Zoo war toll, aber noch besser, war der Nachtzoo. Jeder normale Zoo hat das Problem, dass gewissen Tiere den Tag durch schlafen und nachtaktiv sind. Der Singapur Zoo zog die logische Konsequenz und baute direkt neben dem Zoo einen Nachtzoo, der abends um 19 Uhr öffnet und um Mitternacht schliesst. Im Nachtzoo ist die Beleuchtung auf ein Minimum reduziert, gerade so, dass man den Weg und die Tiere sehen kann. Hier kann man Löwen, Hyänen, Leoparden, Fischkatzen, Bären, Elefanten, Rhinozerosse, Eulen, Pelikane, Flughunde und vieles mehr bei Nacht beobachten (Manche Tiere kamen in beiden Zoos vor). Das war wirklich aussergewöhnlich.

18. März, Singapur (Tag 58)

Ich besuchte den „Garden by the Bay“, welcher mehrere Attraktionen beinhaltet. Zum einen gibt es die Supertrees (Superbäume), baumartige Strukturen, die bis zu 50m hoch sind, und an denen allerlei Farne und sonstige Pflanzen wachsen. In der Nacht sind sie bunt beleuchtet. Ein erhöhter Gehweg führt zwischen den Bäumen hindurch, doch aufgrund des Regens war dieser leider gesperrt, so dass man nur ganz unten zwischen den Bäumen hindurch gehen konnte. Dennoch fand ich das etwas abstrakte Kunstwerk sehr spannend (immerhin war es GROSS).

Die zweite Attraktion war der Cloud Forest. Innerhalb eines grossen Glasbaus, steht eine fünfstöckige Konstruktion. Von unten nach oben wird die Temperatur und Luftfeuchtigkeit genau wie im Regenwald zwischen 1000 und 3000 Metern Höhe gehalten. Auf und an der Konstruktion wachsen entsprechend Farne, Blumen und sonstigen Pflanzen, wie sie im Regenwald zu finden wären und ein Wasserfall von ganz oben nach ganz unten sorgt für die Geräuschkulisse.

Zuletzt betrat ich den Flower Dome, welcher ebenfalls unter einem riesigen Glasbau angelegt ist. Quasi ein botanischer Garten mit Blumen, Kakteen, Sträuchern und Bäumen aus aller Welt. Wirklich spannend, was die Evolution für Schätze erschaffen hat. Die Pflanzen waren nach Kontinenten geordnet und natürlich war auch die europäische Flora präsent, wo den asiatischen Touristen vor allem die Margriten zu gefallen schienen.

Vom Gardens by the Bay führt eine Brücke über den Singapur River (Sungai Singapura) ins Marine Bay Sands, ein neues und modernes Luxushotel der Superlative, welches von einer Gesellschaft aus Las Vegas erbaut wurde. Der futuristische Gebäudekomplex besteht aus drei Türmen, die eine gigantische, mehrstöckige, schiffsrumpfähnlich aussehende Dachterrasse tragen. Mehr als 2500 Zimmer und Suiten, sechs Gourmet-Restaurants, zwei Theater, ein Casino, ein Konferenz- und Ausstellungszentrum und eine Mall befinden sich darin. Gratis darf man nur in die Mall, welche von der Aufmachung und den Verkaufsartikeln her an die obere Zürcher Bahnhofsstrasse erinnert. Zum ersten Mal auf meiner Reise fühlte ich mich nicht mehr reich.

Nachdem ich bereits in Kuala Lumpur kein Glück mit der Aussicht über die Stadt hatte, befürchtete ich aufgrund des anhaltenden Regenwetters bereits, dasselbe Schicksal in Singapur zu erleiden. Doch die Wolken erbarmten sich gegen Abend doch noch und stellten das Feuer, bzw. den Regen ein. Für umgerechnet 15 SFr. kaufte ich mir ein Ticket, um mit dem Lift auf die Aussichtsplattform des Marine Bay Sands zu gelangen. Die Aussicht über Singapur war atemberaubend. Millionen Lichter zeichneten die feinen Strukturen dieser majestätischen Stadt nach und vereinten sich zu einem Abbild modernster Architektur, Stadtplanung und Technologie unserer Zivilisation.

19. März, Singapur (Tag 59)

Der letzte Tag in Singapur, der letzte Tag meiner Reise. Das Hostel erlaubte mir, mein grosses Gepäck noch dort zu lassen, obwohl ich bereits ausgecheckt hatte. So ging ich ein letztes Mal mit Regenschutz, Sonnencreme, Moskitoschutz, Reisebibel und dem zweiten Band von Game of Thrones in meinem kleinen Rucksack los auf eine Erkundungstour. Ich ging in den nahgelegenen Fort Canning Park, welcher gleich mehrere kleine Highlights birgt.

Der britische Staatsmann Sir Thomas Stamford Raffles gilt als Gründer der Stadt Singapur und hat auf diesem Hügel eine Villa bauen lassen (Vor Raffles befand sich auf der Insel Singapur nicht viel mehr als eine Siedlung und einige Dörfer). Hier befindet sich auch das Grab von Iskandar Shah, dem letzten Herrscher Singapurs aus dem 14. Jahrhundert, wobei nicht ganz sicher ist, ob wirklich er im Grab liegt. Von Stacheldraht umzäunt befindet sich hier ausserdem ein Wasserreservoir, an welchem unmissverständliche Piktogramme angebracht sind, dass Eindringlinge auf der Stelle erschossen werden.

Nach dem Mittagessen bei einem chinesischen Nudelstand in einer Mall, spazierte ich zurück in Richtung Stadtzentrum. Während ich vor dem Fussgängerstreifen stand und auf grünes Licht wartete, begann es zu regnen. Ich packte meinen Schirm aus und spannte ihn über mir auf. Direkt vor mir stand ein Singapurer in schwarzer Hose und Hemd und ich dachte, es wäre ja schade, wenn er tropfnass würde. So ging ich einen Schritt nach vorne und hielt den Schirm auch über ihn. Er drehte sich verdutzt lächelnd um, bedankte sich und wir kamen ins Gespräch. Bevor es grün wurde, hatte ich bereits einen waschechten Singapurer als Freund, sein Name ist Hon.

Hon war gerade auf dem Weg selbst etwas zu Mittag zu essen und da ich bereits satt war, lud er mich auf einen Kaffee und einen Früchteteller ein. Wir redeten über Singapur und die Schweiz und da Hon fliessend Englisch sprach, konnte ich mit ihm auch über Politik, Bildung, Religion und andere Themen reden, für die den Indonesiern einfach der Wortschatz gefehlt hatte. Zum Schluss fragte er mich, ob ich wissen wolle, wo er arbeitet und da ich nichts Besonderes mehr vorhatte, willigte ich ein.

Hon arbeitete in einem ruhigen Geschäft in einer Mall und verkaufte Matratzen für den Amerikanischen Konzern Sealy. Entsprechend wusste er viel über Matratzen und erzählte mir alles Mögliche über die unzähligen Schichten, aus denen heute die besten Matratzen bestehen. Z.B. sei Sealy weltweit der einzige Konzern, der eine Titanlegierung für die Sprungfedern in seinen Matratzen verwende, was Komfort und Haltbarkeit besonders fördere. Im Geschäft befanden sich etwa acht Betten auf denen je eine Matratze demonstriert wurde. Natürlich durfte ich auch probeliegen und tatsächlich waren die Matratzen sehr bequem. Bei den Preisen war das auch zu hoffen, denn sie lagen alle bei einigen tausend Franken. Die grössten Kunden waren natürlich Luxushotels, mit denen er auch schon Verträge mit einem Wert von einer halben Million Franken gemacht habe. Sealys Slogan ist „Zu Hause so gut schlafen wie in einem Luxushotel“.

Allerdings ist der Matratzenhandel nicht so lebhaft wie andere Branchen, was bedeutete, dass stets nur ein Angestellter anwesend war, der zudem noch nur sehr selten Kundschaft begrüssen konnte und deshalb ziemlich einsam war. Manchmal käme tagelang kein einziger Kunde vorbei, aber trotzdem müsse natürlich immer jemand anwesend sein. Immerhin konnte er die Zeit nutzen, um zu lernen oder im Internet zu surfen. Ich blieb den ganzen Nachmittag im Geschäft und wir redeten und tranken Kaffee. Er erzählte mir, dass die unkontrollierte Immigration in Singapur ein Problem sei und er empfand es als störend, dass viele Leute ihn wie ein Chinese behandelten (sprich, ihn auch chinesisch ansprachen), obwohl er Singapurer sei.

Zum Schluss fragte er mich, ob ich am Abend noch zu ihm nach Hause zu Besuch kommen wolle, bevor ich zum Flughafen musste. Ganz kurz ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass dies gefährlich sein könnte, doch ich befand mich ja in Singapur und ich sagte ja. Ich ging zurück zu meiner Unterkunft, holte meinen grossen Rucksack und ging dann zu dem Punkt, den Hon auf meiner Karte markiert hatte. Dort holte er mich ab und wir fuhren in den 19. Stock eines riesigen Blockes, wo Hon wohnte. Stolz zeigte er mir seine Aussicht auf die Stadt und für die alleine (und den Glasfaserkabelanschluss) würde ich hier wohnen, wenn ich Singapurer wäre.

Ich liess mein Gepäck bei Hon und wir gingen einige Blocks weiter nach China Town, wo eine asiatische Imbissbude neben der anderes stand. Japanisch, koreanisch, taiwanesisch, nord-, süd-, west-, ost- und zentralchinesisch und was weiss ich noch alles. Wir bestellten zwei Gerichte und assen dann mit Stäbchen von beiden. Danach war es für mich Zeit Richtung Flughafen zu gehen. Wir holten mein Gepäck und Hon begleitete mich noch mit der U-Bahn bis zum Singapurer Flughafen. Dort checkte ich ein und wir tranken einen letzten Kaffee, bevor wir uns verabschiedeten und ich durch den Security Check in die Duty Free Zone ging.

Um 2 Uhr Morgens startete die kraftvolle A380 der Singapur Airlines, flog über die magisch leuchtenden Frachter vor der Küste und nahm Kurs auf Zürich, wo mich am nächsten Morgen mein Schatz und meine Familie empfingen und meine erlebnisreiche Reise ein Ende nahm.

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