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Woche 8
Von Sightseeing in der Monorail, dem Turm eines selbstbewussten Ölkonzerns und der saubersten Stadt der Welt.
10. März, Bukit Lawang (Tag 50)
Der Morgen war etwas mühsam. Am Tag zuvor hatte ich Oman gesagt, dass ich mir vorstellen könne nach Tangkahan zu gehen, wo es Elefanten gibt. Für einen überteuerten Preis kann man auf einem Elefanten reiten (also ein Mensch pro Elefant) und ihn danach waschen. Die Kritiken dazu waren jedenfalls gut und die Elefanten sollen anständig behandelt werden. (es ist übrigens besser, wenn die Elefanten für den Tourismus verwendet werden als für das illegale Abholzen von Wäldern). Die Strasse nach Tangkahan war aber sehr schlecht und mehr Schlaglochlandschaft als Strasse, weshalb ich auf jeden Fall mit einem 4x4 gefahren werden wollte und nicht mit einem Motorrad (2 Stunden hin und später wieder zurück). Am Tag zuvor hatte Oman gesagt, er könne das einrichten, weil zwei andere Reisende genau das gleiche planten und kassierte von mir das Geld ein. Am gleichen Abend kam er aber noch zu mir und sagte, die anderen beiden seien krank geworden und können nun nicht mitkommen (was ich ihm auch glaube). Stattdessen wollte, er mich nun doch mit dem Motorrad fahren, womit ich nicht einverstanden war. Weil ich die Reise auch nicht auf (unbestimmte) Zeit verschieben wollte, verlangte ich mein Geld zurück. Oman war natürlich nicht glücklich gewesen, aber versprach, dass er mir das Geld am nächsten Tag, also heute, zurückgeben würde.
Als Oman am Morgen endlich auftauchte, hatte er aber zu wenig Geld dabei. Er dachte, ich könne einfach noch die Rechnung, die ich mit der Unterkunft offen hatte dazurechnen. Das Geld, dass er dabei hatte plus das Geld, dass ich der Unterkunft schuldete, war aber nicht genug. Deshalb sagte ich ihm, er müsse halt das restliche Geld noch auftreiben. Die (also Oman und die Guide Association) hatten ja noch nichts von meinem Geld, dass ich ihm gegeben hatte, ausgegeben, also musste das ja noch irgendwo herumliegen. Aber wie das wohl überall auf der Welt ist, ist es immer schwieriger Geld zurückzubekommen als es auszugeben. Jedenfalls rief Oman per Mobiltelefon dann den Chef der Guide Association an, der sich angeblich sofort auf den Weg machte und in 10 Minuten hätte da sein sollen. Nach einer halben Stunde, rief er nochmals an und bekam nochmals die genau gleiche Antwort. So verstrich die Zeit in der ich je länger je saurer wurde (jedenfalls gab ich Oman das zu verstehen, in Wirklichkeit war ich nur halb so sauer).
Eigentlich hätte ich um 10 Uhr ja den Bus nach Medan nehmen wollen, aber bald war es bereits 11:30 Uhr. Unterdessen hatte er mir das Geld, das er hatte und die Rechnung mit der Unterkunft gegeben, das heisst es waren nur noch etwa 150'000 Rupiah (10 SFr.) ausstehend. Ich hätte darauf verzichten können, aber wenn das ein Tourist macht, machen sie es beim Nächsten ja wieder. Deshalb stellte ich Oman ein Ultimatum, dass ich um 12:00 Uhr gehen würde, mit oder ohne Geld, aber gegebenenfalls an Lonely Planet und den TripAdvisor schreiben würde. Dies nahm er nun wirklich ernst. Er nahm mich hinten auf seinen Elektroscooter (und fragte alle 5 Minuten, wie viel Zeit noch bliebe) und fuhr zu seiner Freundin. Die lieh ihm dann das Geld und ich einigte mich mit ihm um 11:59 schliesslich darauf, dass er mir 100'000 Rupiah gibt und mich für den Rest an die Bus Station fährt. So war die Situation dann doch noch irgendwie gerettet. Oman regte sich über seinen Chef bei der Guide Association auf und versprach mir, die Association bereite im Moment sowieso eine Neuwahl vor und bald sei ein Neuer der Chef.
Schlussendlich weiss ich natürlich nicht, was bei dieser Association wirklich los war. Omans Anstrengungen, mir das Geld zurückzugeben, wirkten ehrlich und vielleicht hatte er sich zu Beginn einfach etwas verschätzt. Ich weiss es nicht. Eine beliebte Taktik bei solchen Scherereien ist es, den Touristen einfach ewig lange auf sein Geld warten zu lassen, bis er früher oder später von selber geht. Ob das hier auch die Taktik war, weiss ich aber nicht, schliesslich hatte ich einen Grossteil von meinem Geld schlussendlich bekommen.
Jedenfalls war ich kurz nach 12 auf dem Bus und dieser fuhr direkt ab Richtung Medan. Da der Verkehr relativ flüssig lief, waren wir sogar eine Stunde früher als erwartet dort und ich nahm ein Becak zum Swiss-Belhotel, wo ich bei meiner Ankunft bereits übernachtet hatte. Auf der Webseite des Hotels steht, dass eine Nacht 370'000 Rupiah kosten würde. Bei meinem ersten Aufenthalt, hatte ich aber etwas mehr als 400'000 Rupiah bezahlt (was mir eigentlich zu viel war). Deshalb, machte ich es dieses Mal schlauer. Ich setzte mich in die Lobby des Hotels, nahm mein Notebook hervor und ging auf die Webseite des Hotels. Dort buchte ich ein Zimmer für eine Nacht für den günstigen Preis, der dort angegeben war. Dann stand ich auf und ging an die Rezeption: „Excuse me, I have a reservation.“ Die Reservation war noch nicht mal in ihrem System drin, also musste sie zuerst rumtelefonieren, doch dann war alles bestätigt und ich kriegte die Keycard für mein Zimmer und bezahlte nur den günstigen Preis :-).
11. März, Medan (Tag 51)
Es war mein letzter Tag in Indonesien. Ich nahm ein Bluebird Taxi zum Flughafen und kaufte dort bei der Air Asia einen Flug nach Kuala Lumpur. Am Abend zuvor hatte ich von dem verschwunden Flug der Malaysia Airlines von Kuala Lumpur nach Peking erfahren. Das hatte für mich aber keine Konsequenzen. Am späten Nachmittag landete ich in Malaysia. Als erstes suchte ich eine Buchhandlung direkt am Flughafen und kaufte mir einen neuen Lonely Planet „Malaysia Singapore & Brunei“ und bestieg dann den Shuttlebus ins Kuala Lumpur City Center.
Kuala Lumpur ist eine faszinierende Stadt. Finanziert durch Malaysias reiche Erdölvorkommen, wurde Kuala Lumpur in den letzten Jahrzehnten zur florierenden, modernen Metropole mit sauberen Strassen, effizienten Verkehrssystemen und Wolkenkratzern von gotteslästernder Höhe. In der Nacht leuchten die Strassen und Türme in selbstzelebrierender Lichtverschmutzung und viele Läden haben rund um die Uhr offen.
Ich schlenderte durch die hell beleuchteten Strassen und genoss den vergleichsweise stillen Verkehr. Kein Hupen und keine knallenden Auspuffe waren zu hören. Verkehrsregeln wurden nach gesundem Menschenverstand eingehalten. Unweit von meiner Unterkunft entfernt befand sich die Jalan Alor, eine Strasse voller kleiner Imbissbuden mit Tischen und Stühlen im Freien. Hier feierte ich den Abend mit chinesisch gekochter Ente und einer Flasche Tiger Bier.
12. März, Kuala Lumpur (Tag 52)
Kuala Lumpur ist unter anderem bekannt für seine grossen Malls (Mall = English für „Shopping Center“ ... ähm). Als erstes ging ich zum Berjaya Times Square, weil es ein cool aussehendes Gebäude ist und mit „cool“ meine ich „hoch“. Die Mall war gigantisch mit hunderten von Geschäften über 9 Stöcke verteilt. Die meisten Malls haben ja irgendwo eine Spielhölle mit Videospielen, Flippern und so weiter. Diese Mall hatte einen ganzen Vergnügungspark, schwindelerregende Achterbahn inklusive. Ausserdem kriegt man Eis ziemlich günstig.
Danach überlegte ich mir, dass Sightseeing zu Fuss etwas mühsam ist in Kuala Lumpur, weil man an den Lichtsignalen immer lange warten muss. Zum Glück hat die Stadt aber eine Monorail. Das ist wie eine U-Bahn, nur dass sie nicht unter dem Boden sondern 5 Meter über der Strasse verläuft und dadurch einen noch besseren Blick auf die hohen Gebäude erlaubt. Das Bezahlprinzip könnte einfacher nicht sein, man geht an eine Station und bezahlt den Preis bis zu einer bestimmten Station. Welche Strecke man nimmt und wie oft man hin- und her fährt oder umsteigt, spielt keine Rolle. Das System, welches die meisten schweizerischen öffentlichen Verkehrsmittel verwenden (z.B. die SBB, wo man die exakte Route im Voraus kennen muss), ist dagegen einfach lächerlich. So konnte ich ziemlich günstig mit der Monorail durch die Stadt fahren und durch die grossen Fenster die Wolkenkratzer fotografieren. Nur auf einer Strecke waren die Fenster dreckig.
Nachdem ich die Monorail wieder verlassen hatte, fand ich zufälligerweise die Plaza Low Yat, die über dem Eingang verkündete: „Malaysia’s largest IT lifestyle mall“. Viele hippe Geschäfte verkauften alles, was irgendwo einen Chip drin hat. Gekauft habe ich aber nichts. Am Abend ging ich ins Golden Screen Cinema und schaute die 3D Version von „300, Rise of an Empire“. War ganz unterhaltsam.
13. März, Kuala Lumpur (Tag 53)
Bei seiner Fertigstellung im Jahre 1998 waren die zwei Zwillingstürme, die Petronas Towers, das höchste Gebäude der Welt und repräsentierte eindrücklich die Selbsteinschätzung des staatlichen Mineralölkonzerns Petronas. Die beiden Türme überragen noch heute die Stadt und pro Tag werden weniger als 1000 Leute auf die Aussichtsplattform gelassen. Selbstredend, dass ich einer davon war.
Leider sah man an diesem Tag aber überhaupt nichts. Immer noch werden in Sumatra hektarenweise Wald abgebrannt, um Palmölplantagen anzulegen. Die Regierung Indonesiens drückt allzu oft ein Auge zu oder reagiert nur schleppend. Der Rauch zieht übers Meer, erreicht Malaysia und Singapur und nebelt sie ein. Dies nennt man einen Haze. Die neblige Luft wird knochentrocken und kratzt in Hals und Rachen. Mit der Zeit wird es im Freien wirklich unangenehm und man ist froh, wenn man irgendwo rein kann um frische Luft zu schnappen.
Ich spazierte noch in den Park (Bukit Nanas Forest Reserve) bei dem der andere grosse Aussichtstum „Menara Kuala Lumpur“ steht. Aber die Luft wurde immer unerträglicher. Deswegen machte ich mich am Nachmittag auf den Weg zurück in meine Unterkunft. Am Abend gönnte ich mir dafür ein teures aber hervorragend schmeckendes Steak australischer Art im Outback Steak House.
14. März, Kuala Lumpur (Tag 54)
Der Haze umschlang nach wie vor die Stadt und das Hotelpersonal empfahl mir, nicht zu lange draussen zu bleiben. Ich suchte auf meinem Smartphone das nächste Starbucks (im Gegensatz zur Schweiz, kann man die Preise hier bezahlen) und schlürfte den halben Morgen Kaffee, ass Donuts und schrieb an diesem Bericht.
Gegen Mittag ging ich nach China Town, wo sich der sogenannte Wet Market befindet. In einem Wet Market werden Früchte und Fleisch (tot oder lebendig) verkauft, während in einem Dry Market haltbare Produkte wie Kleider und Batterien verkauft werden. Unterdessen besteht die Mehrheit der Kunden wohl aus Touristen, die eher an den haltbaren Produkten interessiert sind, jedenfalls gab es viel mehr Kleider, Schmuck und sonstigen haltbaren Krimskrams, als man von einem Wet Market erwarten würde. Es gibt aber schon noch Metzgereien in China Town, die ganze, gehäutete Tiere ins Schaufenster hängen, was ein bisschen makaber aussieht.
In unmittelbarer Nähe befindet sich der Central Market. Dieser befindet sich in einem Gebäude, welches die Briten im 19. Jahrhundert erbauten und heute unter Denkmalschutz steht. Der Wet Market befand sich früher im Central Market, unterdessen werden hier aber nur noch Kleider und Souvenirs verkauft. Obwohl ich überhaupt nicht der Typ bin, der stundenlang shoppen geht, sind solche exotischen Märkte natürlich ganz anders als bei uns in Europa und deswegen auch sehr spannend.
Am Nachmittag überquerte ich den Sungai Klang (den Fluss), um zum National Museum zu gehen. Der Weg führte am Islamic Art Museum vorbei, welches sehr kunstvoll gebaut wurde. Vielleicht wäre der Bird Park auch noch unterhaltsam gewesen, doch wegen des Hazes zog es mich weiter. Das National Museum war gut, man hätte aber mehr daraus machen können. Während in Jakarta meist kein einziges Wort zu den ausgestellten Objekten geschrieben stand, war es hier stets mindestens eine Seite in kleiner Schrift. Ausserdem fehlte ein roter Faden durch das Museum.
Als ich das Museum wieder verliess, lichtete sich endlich der Haze über mir. Ich hegte kurz die Hoffnung, dass der Nebel bis um 22 Uhr komplett verschwunden sein könnte und hielt mich bereit, um sofort zum Aussichtsturm rennen zu können, aber die Zeit reichte leider nicht und ein Grossteil der Stadt blieb eingenebelt.
15. März, Kuala Lumpur (Tag 55)
Morgens um 8 Uhr fuhr der Zug von Kuala Lumpur Sentral los nach Singapur. Der Haze hatte sich vollständig verzogen und der blaue Himmel leuchtete unschuldig als wäre nichts gewesen. Die Fahrt führte zwischen grünen Hügeln, Palmölplantagen und hübschen Städtchen durch und die Farben leuchteten ungewöhnlich stark – vielleicht wirklich, weil der Haze weg war. Am Nachmittag kam der Zug am südlichen Ende Malaysias an und überquerte die Brücke nach Singapur.
Singapur... wow..., so teuer, dass man Heimweh kriegen könnte. Die Königin aller asiatischen Städte – vielleicht der ganzen Welt. So wie man sich seine Stadt in Sim City erträumen würde. Ich glaube, der grösste Unterschied zwischen Singapur und allen anderen asiatischen Orten, die ich besucht habe, ist, dass in Singapur Regeln nicht nur existieren, sondern auch durchgesetzt werden. Tabak und Alkohol wird extrem hoch besteuert, auf Drogenbesitz steht die Todesstrafe. Kaugummis waren im ganzen Stadtstaat lange verboten und heute nur unter Auflagen erlaubt (Der Verkäufer muss sich den Namen von Kaugummi-Kunden aufschreiben). Wer sich in der U-Bahn mit Essen oder Trinken erwischen lässt, zahlt 500$ Strafe, fürs Rauchen 1000$, für das Mitführen von entflammbaren Material 5000$ und die drakonische Strafe, die für das Mitführen einer Durian Frucht droht, wird gar nicht mehr angegeben. Manche Regeln mögen übertrieben wirken, doch im Gegenzug geniesst man eine saubere und tadellos funktionierende U-Bahn.
Singapur hat keine Rohstoffe und kaum fruchtbares Land, um Nahrung anbauen zu können – alles muss importiert werden. Vor dem zweiten Weltkrieg war Singapur britisch, wurde dann von den Japanern erobert, 1945 wieder an die Briten zurückgegeben, trat 1963 Malaysia bei, um 1965 vom malaysischen Parlament wieder rausgeworfen zu werden. Doch die Stadt hat sich gemausert. Starke Persönlichkeiten in der Regierung haben die Stadt auf Vordermann gebracht, den völlig zugemüllten Fluss gereinigt, die Infrastruktur ausgebaut (darunter Glasfaserkabel in jede Ecke), den Finanzplatz unterstützt, in Bildung investiert (Singapurer sprechen fliessend Englisch und Chinesisch) und der Bevölkerung mit Programmen eine starke Singapur-Identität gegeben, welche sie stolz auf ihre Stadt machen soll.
Profitieren konnte Singapur von seiner geographischen Lage, welche sie zu einem zentralen Punkt im Seehandel und später, dank einer exzellenten Airline, auch im Luftverkehr gemacht hat. Da die Singapurer heute vergleichsweise wohlhabend sind, immigrieren viele Arbeiter aus Indien, Malaysia und China, um die schlecht bezahlten Arbeitsplätze auszufüllen. Gleichzeitig gebärt eine Singapurerin im Schnitt nur 1,2 Kinder, trotz Regierungsprogrammen, welche Paare an ihre Bürgerpflicht (Kinder kriegen) erinnert und finanzielle Anreize schafft. Insgesamt führt das zu den üblichen Immigrationsproblemen, wie man sie auch in Europa kennt, von überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu Ängsten vor Identitätsverlust.
Der schwindende Wohnraum wirkt sich auch auf die Hotelpreise aus. Für 30 SFr. wohnte ich in Indonesien in einem schönen Hotelzimmer mit Bad und weissen Laken. In Singapur reicht das gerade für ein Bett in einem 8er Zimmer und für den ganzen Stock gibt es zwei Toiletten. Ich wohnte im „Five Stones Hostel“, welches im Internet ausgezeichnete Kritiken erhielt und diesen in jeder Hinsicht gerecht wurde. So viele Spielkonsolen an einem Fernseher angeschlossen habe ich zuletzt im VIS-Büro (Verein der Informatik Studierenden an der ETH) gesehen.
Den ersten Abend in Singapur verbrachte ich am Quay, welches viele bunt beleuchtete Restaurants umfasst und wo ich mir ein paar Hundert Singapurdollar aus dem Bankautomaten rattern liess. Die wertvollste Banknote der Welt ist übrigens die singapurische 10‘000 SGD (etwa 7‘000 SFr.), gefolgt von der schweizerischen 1000er Note.
16. März, Singapur (Tag 56)
Ich begann den Tag im National Museum of Singapore. Das Museum ist zweifelsohne eines der Modernsten seiner Art und zieht alle Register um dem Besucher Informationen multimedial (d.h. abwechslungsweise mit Bild, Audio und Video) zu vermitteln. Das Museum verfügte über verschiedene Abschnitte, die singapurische Kunst und die Geschichte von Kleidung und Unterhaltung ausstellten. Ich nahm an einer gratis Führung auf Englisch teil, die von einem freiwilligen Singapurer gemacht wurde.
Beendet wurde die Führung vor dem Herzstück des Museums, der Geschichte des heutigen Stadtstaates Singapur. Hier erhielt jeder einen Tablet Computer mit Kopfhörern. Die ganze Geschichte war aufgeteilt in 100 Punkte. Man ging von Punkt zu Punkt und tippte die Zahl ins Tablet und erhielt dann Informationen zum jeweiligen Punkt erzählt, manchmal auch mit einem Filmchen. Bei den meisten Punkten waren viele weitere Kleinigkeiten ausgestellt, die wiederum einen Punkt zwischen 1 und 1000 hatten und zu denen man noch detailliertere Informationen erzählt bekommen konnte.
Punkt 1 war inmitten eines 360°-Kinos. Imposant und (zurecht) selbstbeweihräuchernd wurden Szenen des modernen Singapurs gezeigt: fahrende Verkehrsmittel, arbeitende Angestellte, mächtige Wolkenkratzer und vieles mehr. Dazu sang ein Chor permanent den etwas simplen Liedtext „Singapooooore, Singapooooore...“.
Danach folgte ein Punkt nach dem anderen. An einer Stelle musste man sich zwischen dem Event-Weg und dem Story-Weg entscheiden. Auf dem Event-Weg wurde die Geschichte anhand von Experten und Forschung erzählt. Auf dem Story-Weg wurden hingegen alte Berichte von historischen Persönlichkeiten vorgelesen. Man konnte natürlich auch hin und her wechseln. 100 Punkte und 1000 Unterpunkte sind natürlich sehr viel und so wird man naturgemäss je länger je schneller und wählerischer, was man sich anhört. Ausserdem ist weder Essen noch Trinken erlaubt. Nach vier Stunden wurde es 16:00 Uhr und ich musste raus und mir etwas zu Mittagessen suchen. Der Besuch hat sich jedenfalls gelohnt und das Konzept mit den Tablets ist hervorragend, um eine gigantische Menge an Informationen dem Besucher mundgerecht zu vermitteln mit der Option noch vieles mehr zu erfahren.
Nach dem Essen spazierte ich den Kolonialweg aus dem Lonely Planet entlang bis zum Meer und sah viele Sehenswürdigkeiten, darunter eine englische Kathedrale, das Raffles Hotel und vieles mehr. Vom Pier aus sah man die grössten Wolkenkratzer Singapurs, sowohl im Central Business District als auch in der Marina Bay. Ausserdem gab es Karamellstängelglace.
Dann sah ich die schwarzen Wolken am Horizont. So dunkle, pechschwarze Wolken, mitten am Tag hatte ich noch nie gesehen. Man muss dazu wissen, dass Singapur seit zwei Monaten keinen Tropfen Regen und den trockensten Februar seit Beginn der Messung vor 150 Jahren erlebt hatte – so schwarz waren sie. Die Leute waren ziemlich verblüfft ab dem bedrohlich wirkenden Naturschauspiel. Eine halbe Stunde später begann der Regen und wollte nicht mehr aufhören (war aber glücklicherweise nicht so heftig wie die Wolken zuvor schwarz waren).