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Woche 4
Von nervenzerrender Musik, einem versehentlich gekauften Fisch und einem Kindergeburtstag.
10. Februar, Gilli (Tag 22)
Die Gili Islands sind so nahe beieinander, dass man von der einen jeweils die nächste sehen kann. Von Trawangan sind es nur etwa 800 Meter nach Meno und die Versuchung hinüberzuschwimmen ist gross. Doch sind die Strömungen zwischen den Inseln extrem stark und eine Überquerung auf eigene Faust dazu verdammt, 24 Stunden später am Strand von Lombok zu enden. Zum Glück habe ich meine Reisebibel von Lonely Planet, die darüber aufklärt – wer weiss, was mir sonst eingefallen wäre.
Stattdessen haben wir uns Fahrräder, Schnorchel und Flossen gemietet und uns aufgemacht, die Insel zu erkunden. Im Inselinneren findet man grosse grüne Grasflächen, gespickt mit Palmen, wo ich nicht genau weiss, ob das so gepflanzt wurde oder natürlich ist. Da muss ich mal meinen Umweltnaturwissensschatz fragen. Zwischen den Palmen grasen Kühe und Ziegen. In diesem tropischen Umfeld ist selbst eine gemeine Kuhherde ein oder zwei Fotos wert.
Während auf der Ostseite der Insel die Hälfte aller Unterkünfte das Wort „Sunrise“ im Namen hat, ist es auf der Westseite entsprechend „Sunset“. Die weissen Strände sind rundherum prachtvoll mit klarem Wasser und man findet leicht seinen eigenen Privatstrand. Etwas weiter aussen im Meer sieht man die Wellen brechen. Scheinbar ist die ganze Insel von einem Riff umgeben, welches die Strände vor grossen Wellen bewahrt.
An einem solchen Strand haben wir mit Taucherbrille und Schnorchel die Unterwasserwelt erforscht. Viel gab es an diesem Strand leider nicht zu sehen, ausser ein paar sehr schönen Muscheln und handgrossen, gelben Fischen. Deswegen sind wir nach der Inselumrundung mit dem Velo am Hauptstrand noch Schnorcheln gegangen, wo man noch ein paar Fische mehr sah. An einer Stelle ist sogar ein Motorrad versunken und wiegt dort von Algen umweht gespenstisch in der Strömung. Bereits hier ist die Strömung derart stark, dass man mit Flossen ziemlich stark schwimmen muss, nur um an Ort und Stelle über dem Boden zu bleiben. Da auf der Insel keine Motorräder erlaubt sind, fragt man sich etwas, wie so ein Gefährt versehentlich auf dem Meeresboden landen konnte.
11. Februar, Gilli (Tag 23)
An diesem Morgen bin ich um 5 Uhr früh aufgestanden, um den Sonnenaufgang am Strand zu bewundern. Wie gewohnt, fand er aber hinter den Wolken statt. Dennoch konnte ich die Ruhe und meinen mitgebrachten Snack geniessen. Auch ein paar Kühe hatten am Strand übernachtet und trotteten nach Sonnenaufgang zurück in den Wald.
Um 9 Uhr bestieg ich die Fähre zur Insel Meno. Meno ist die ruhigste aller Gili Islands. Zwar gibt es auch hier bereits Hotels, die Strom- und Internetkabel bis zu den Tischchen am Strand gezogen haben, doch die meisten Strände sind verwaist. An einem solchen Strand im Norden der Insel setzte ich mich und rauchte die feine Davidoff Zigarre, die mir Patrick auf Weinachten geschenkt hatte. Dabei konnte ich dem ruhigen Wellengang zusehen und danach selbst noch hineinspringen.
Ich entschloss mich, die Insel zu Fuss dem Strand entlang zu umgehen. Das war dann doch noch etwas weiter als ich es mir zunächst vorgestellt hatte und als ich unter der heissen Sonne endlich wieder am Hafen im Osten der Insel ankam, hatte ich mir ein kaltes Getränk redlich verdient. Um 15 Uhr ging die einzige Fähre dann auch bereits zurück nach Trawangan.
12. Februar, Gilli (Tag 24)
Die längste Zeit des Tages verbrachten wir wieder am Strand. Am Abend spazierte ich auf die Westseite der Insel, um den Sonnenaufgang zu sehen. Dieser verabschiedete sich abermals hinter die Wolken, so dass ich frühzeitig umkehrte und immerhin noch bei Tageslicht zurück zur Unterkunft schlendern konnte.
13. Februar, Gilli (Tag 25)
Es war Zeit, mich von Emile und Kathrine zu verabschieden. Die beiden wollten ihre restlichen Reisetage noch auf den Gillis mit Tauchen und Schnorcheln verbringen, während ich zurück nach Sanur wollte, um mit meinem verlängerten Visum zurück nach Java reisen zu können. Um 11 Uhr Morgens bestieg ich das Schnellboot und warf einen letzten Blick zurück auf das kleine Paradies.
Die Informationen, die das Personal den Reisenden jeweils zukommen lässt sind mehr als spärlich, was wahrscheinlich auch damit zu tun hat, dass sie nicht viel Englisch sprechen. Was man nicht fragt, wird einem nicht gesagt. So schienen die meisten Passagiere auch einigermassen verblüfft, als das Schnellboot zuerst Kurs auf den Hafen in Gili Air und später Lombok nahm. In jedem Hafen blickten sich die Passagiere verstohlen um, alle mit dem Gedanken im Kopf: „Bin ich auf diesem Boot richtig, geht das noch weiter nach Bali?“. Einer hat es dann auch tatsächlich geschafft, den Halt in Lombok zu verpennen und sich während der Überfahrt nach Bali halb belustigt, halb ernst aufzuregen, dass man in nicht geweckt hatte.
Obwohl die See relativ ruhig war, schwankte das Boot ziemlich auf und ab und ich musste mich konzentrieren, um nicht Seekrank zu werden. Aus dem Lautsprecher ertönte ein bunter Mix aus vergangenen Sommerhits, darunter der Gangnam Style und das Schnappi Krokodil.
14. Februar, Sanur (Tag 26)
Die einzige Pflicht, die ich an diesem Tag hatte, war meinen Pass abzuholen. Ich hoffte, dass der Inhaber der Agentur sein Versprechen würde halten können und mein Visum verlängert hatte. Auf dem Hinweg überlegte ich mir im Kopf bereits, wie ich reagieren sollte, falls dem nicht so wäre. Glücklicherweise, erwiesen sich alle Befürchtungen als unbegründet und die Ehefrau konnte mir meinen Pass mit neuem Visum zurückgeben. Damit hatte ich nun die Erlaubnis, insgesamt 60 Tage in Indonesien zu verbringen, was das Maximum ist. Sie erklärte mir dann noch, wenn ich dennoch eine weitere Verlängerung haben wolle, koste dies 1.5 Millionen (etwa 115 SFr.). Jemand von der Agentur müsse dann mit meinem Pass aus dem Land und wieder zurück fliegen, um hier ein neues „Visa on Arrival“ für 25$ beantragen zu können.
15. Februar, Sanur (Tag 27)
Es war Zeit, Bali wieder zu verlassen und mit der Fähre zurück nach Java zu fahren. Als ich mich am frühen Morgen für die Weiterreise bereit machte, bemerkte ich, dass heute besonders viele kleine Körbchen mit Opfergaben und Räucherstäbchen umherstanden. In jeder Ecke des Gartens des Hotels waren sie zu finden und eine Angestellte trug gerade ein Tablett voller weiterer Körbchen und rauchender Stäbchen die Treppe hinauf. Wo sonst auf der Strasse vor jeder Haustür zwei Körbchen lagen, türmten sich nun mindestens fünf oder mehr. Der Taxifahrer, der mich von Sanur nach Ubung (Denpasars neues Bus Terminal) brachte, erklärte mir, dass heute ein balinesischer Festtag sei. Ich habe leider den Namen vergessen und konnte es auch mit Hilfe des Internets nicht herausfinden.
In Ubung habe ich dann die lange Busreise nach Norden zur Fähre nach Java angetreten. Es gibt verschiedene Busse, manche mit Klimaanlage (AC genannt) und manche ohne. Die Preise sind gleich und man hat entweder Glück, wenn dann ein moderner Bus fährt oder halt eben Pech. Der Bus, den ich erwischte, schien zunächst tadellos zu sein und war angenehm kühl. Leider versuchte der Buschauffeur das gesamte verfügbare Arsenal an Modernität auszunutzen und schaltete nach einer Weile die Musikanlage ein. Eine kleine Frau sang ein langsames Liebeslied, welches aus den vorderen Boxen des Buses lieblich an die Ohren klang. Hinten allerdings, war der Bass derart verquer eingestellt, dass jeder tiefe Ton in ein wuchtiges Donnern übersetzt wurde. Selbst als ich den Platz wechselte und fast ganz vorne sass, drangen die Basstöne von hinten durch sämtliche Sitzreihen und schüttelten den ganzen Bus.
Ich weiss nicht, ob den Indonesier solche mörderischen Bässe einfach gut gefallen, tatsächlich habe ich auch in anderen Situationen erlebt, dass der Bass rücksichtslos aufgedreht wurde und die eigentliche Musik im rhythmischen Getöse unterging. Jedenfalls ertrugen alle die Folter scheinbar unberührt und den Buschauffeur schien es nicht zu stören oder er war sich dessen nicht bewusst. Irgendwann stand ein Passagier auf, nahm seine eigene kleine Gitarre hervor, bat den Chauffeur die Musik kurz auszuschalten und sang dann selbst ein Lied. Danach ging er durch die Sitzreihen mit seinem Hut um Spenden zu sammeln und hat selbst von mir ein paar Rupiah zum Dank erhalten. Die Musikanlage wurde danach zum Glück nicht mehr eingeschaltet. Das war aber auch der einzige Musiker, der aus meiner Sicht Geld für sein Ständchen verdient hatte (oder eher für das Abschaltet der Musik).
Die Busse auf Indonesiens Strassen werden geradezu überrannt von Verkäufern und Musikern aller Art. Und zwar die Busse, die die lokale Bevölkerung vorzugsweise benutzen (Ich war meistens der einzige Tourist in diesen Bussen). Es ist erstaunlich, wie tolerant und geradezu behilflich sich die Buschauffeure gegenüber diesen Leuten verhalten. Sie lassen jeden von ihnen gratis in den Bus rein, lassen sie ihre Geschäfte oder deren Auftritt abwickeln und halten dann, um sie wieder rauszulassen. Der Bus wartet auch geduldig, wenn irgendwo noch ein paar Musiker plötzlich winken und dann ihr ganzes „Equipment“ zum Bus tragen. Die Verkäufer und Musiker nehmen abwechslungsweise einen Bus in die eine und dann wieder in die andere Richtung. Die Indonesier kaufen auch oft etwas, zum Beispiel spanische Nüsse, Gebäck oder Getränke.
Die Verkäufer sind mir eigentlich einerlei, da sie mich meistens in Ruhe lassen und lieber den Indonesiern auf die Nerven gehen, da sie wenig Englisch können. Nicht verschont werde ich aber von dieser elenden Katzenmusik, die manche dieser Bands von sich geben. Auf meiner 7-stündigen Busreise hatte ich das Vergnügen mindestens 20 solcher Auftritte beizuwohnen und gebe zu, dass manche wirklich eine akzeptable Singstimme haben. Die meisten waren aber so routiniert, dass sie sich schon lange selbst nicht mehr hörten und grölten ihre Songs durch den Bus wie betrunkene Fasnächtler. Da gibt es nichts schönzureden, die sind einfach schlecht und gehen mir mächtig auf den Geist ;-). Sie sollten sich ein Beispiel an ihren geistlichen Arbeitskollegen, den Muezzins, nehmen, von denen ich den Eindruck habe, dass sich die meisten noch ehrliche Mühe geben, den Koran anständig zu singen.
Am Nachmittag fuhr der Bus in Gilimanuk auf die Fähre und diese setzte hinüber nach Banyuwangi (im Osten Javas). Da es bereits spät am Nachmittag war, beschloss ich in Banyuwangi zu übernachten. Wahrscheinlich wäre ich gescheiter direkt weitergefahren. Bangyuwangi ist alles andere als eine Touristenstadt. Viele Geschäfte waren auch geschlossen und ich glaube nicht, dass dies damit zu tun hatte, dass Samstag war oder dass die Balinesen ihren hinduistischen Festtag feierten. Als ich an der Rezeption fragte, ob es irgendwo einen Bücherladen gäbe, verneinte er lachend, als fände er es belustigend, was diese Touristen für merkwürdige Geschäfte suchen (die Stadt hat aber über 100'000 Einwohner, ein Bücherladen wäre meiner Meinung nach also vorstellbar).
Als ich ziellos durch die Stadt geschlendert bin, habe ich wohl auch zufällig einen Touristenmarkt gefunden, bei dem die meisten Verkäufer aber ziemlich grimmig dreinblickten, gerade als wäre es meine Schuld, dass niemand von meiner Sorte ihren Kram kaufte. Dahinter war ein grosses Grassfeld, auf dem scheinbar ein Fussballturnier für Männer und ein Volleyballturnier für Frauen stattfand. Hier war die Stimmung sofort viel herzlicher und viele haben mir zugewinkt und gerufen „Hi Mister!“.
Als es Abend wurde, fragte ich an der Rezeption, wo man etwas essen könne und bekam zur Antwort, ich solle einfach einen der Stände an der Strasse ausprobieren (so genannte Warungs). Also bin ich die Strasse entlang gegangen und habe überall ein bisschen reingeschaut und habe mich dann für einen kleinen Laden entschieden, indem bereits viele Leute sassen. Das Warung hatte eine kleine Küche, eine kleine Auslage und ein paar billige Holztische und Plastikstühle. Wie in Asien gewohnt, würde das Warung wohl nicht einen einzigen Punkt der Hygiene-Checkliste unserer Gesundheitsbehörde erfüllen ;-). Ausserdem sprach hier keiner besser Englisch als ich indonesisch spreche und das beschränkt sich leider immer noch auf wenige Worte.
Deswegen zeigte ich einfach auf einen etwa drei handflächengrossen, gebratenen Fisch in der Auslage und sagte zur Verkäuferin „Nasi“, was „Reis“ bedeutet und erwartete, dass sie mir eine Portion Fisch mit Reis geben würde. Diese nahm den Fisch aus der Auslage und bevor ich mich versah, hatte sie den ganzen Fisch eingewickelt und eingepackt und reichte ihn mir zusammen mit einer Portion Reis über die Ladentheke. Sie hatte mir den ganzen Fisch verkauft (Teuer war er nicht, etwa 4 SFr.). Ich ging mit meinem Nachtessen zurück ins Hotel und war den ganzen Abend beschäftigt, bis ich den ganzen Fisch besiegt hatte. Das nächste Mal bestelle ich einfach „Nasi Goreng“ (Huhn mit Reis und Gemüse).
16. Februar, Banyuwangi (Tag 28)
Das Morgenessen konnte man sich von einem kleinen Buffet schöpfen, welches einen grossen Topf mit kaltem Reis und ein paar gekochte Gemüse umfasste. Ich war eigentlich froh, den tristen Strassen dieser Stadt bald zu entkommen und fuhr mit zwei Bussen zum Busterminal, wo ich einen grossen Bus bestieg, der auf dem langen Weg nach Surabaya direkt am Baluran Nationalpark vorbeifuhr.
Laut meinem Buch gab es im Park diverse Unterkünfte. Als ich dort aber am Eingang ankam, erklärte der Ranger mir, dass momentan alle Unterkünfte im Park geschlossen seien, wegen „Innovation“, wobei er wahrscheinlich „Restauration“ gemeint hat (oder was auch immer). Er erklärte mir den Weg zum einzigen Homestay im angrenzenden Dorf.
Das Homestay war das Haus einer dreiköpfigen Familie, die eines ihrer Zimmer vermietete. Das Badezimmer wird von allen geteilt und besteht aus einem Mandi und einem asiatischen Klo. Das Mandi ist ein Wasserbehälter aus welchem man frisches Wasser für alles Mögliche schöpft: Zum duschen, Hände waschen, Klo spülen, putzen, usw. Die Familie sprach praktisch kein Wort Englisch und ich hatte alle Motivation, endlich etwas Indonesisch zu pauken.
Nachdem ich mein Zeug in meinem Zimmer abgestellt hatte, bekam ich von der Ehefrau einen Kaffee und sie kochte ein feines Gericht mit Huhn, Gemüse und Reis, welches ich zusammen mit dem Ehemann ass. Es ist scheinbar üblich, dass der Ehemann mit dem Gast (oder der Gast sogar alleine) im Wohnzimmer etwas essen und die restliche Familie später versteckt etwas isst. Eine Art Respekterbietung gegenüber dem Gast.
Danach legte ich mich eine Weile hin. Ich habe begonnen, Hörbücher von John Grisham auf mein iPhone zu laden (Funktioniert sogar ohne das abgrundtiefschlechte iTunes) und sie zu hören, wenn ich nicht lesen mag oder kann. Plötzlich erschallte aber ohrenbetäubende Musik von nebenan. Zwei grosse Boxen standen direkt vor dem Haus (und mein Zimmer war gerade neben der Eingangstür) und schallten in voller Lautstärke. Der Ehemann probierte mir irgendwas zu erklären, aber ich konnte ihn nicht verstehen und entschloss mich, einen „Jalan jalan“ (Spaziergang) zu machen.
Ich ging wieder zum Parkeingang, wo eine Bande von Affen gerade die Strasse überquerte und schoss ein paar Fotos und liess mich wieder vom Affenhäuptling anfauchen. Danach schlenderte ich eine scheinbar endlose Strasse entlang. Immerzu schien es, als erreichte ich demnächst das Ende des Dorfes, welches dann aber doch noch weiter und weiter reichte. Kleine Hütten, Unterstände für Ziegen und Kühe, Felder mit Reis, Grass oder anderem wechselten sich ab. Irgendwann lag vor mir ein Friedhof und ich drehte um, weil ich es etwas taktlos gefunden hätte, den Friedhof zu „besichtigen“.
Als ich zurück zum Homestay kam, war die laute Musik immer noch zu hören. Vor der Haustür türmten sich die Geschenke und nun dämmerte es mir endlich, was los war. Amiv, der Sohn der Familie feierte seinen Geburtstag und wie bereits vorhin beschrieben ist jedes indonesische Fest so gut wie die Lautstärke der Musik, unabhängig von der Klangqualität. Als ich die Tür aufmachte, war das ganze Wohnzimmer voll... nein rappelvoll mit Kindern und ihren Müttern, die alle eine blaue Serviette mit Kuchen in der Hand hatten und einen Heidenspass hatten. Natürlich ertönten auch aus allen Ecken „Hi Mista“.
Zum Glück hatte ich in meinem Rucksack noch ein paar Packungen mit Keksen und so fand ich auch ein kleines Geschenk für Amiv. Die Mutter bedeutete mir, in die Küche zu kommen, wo noch mehr Kinder und Mütter sassen und wo ich auch ein grosszügiges Stück Kuchen erhielt, welches vortrefflich schmeckte.
Einige Frauen sprachen ein paar Worte Englisch und wir konnten uns ein bisschen unterhalten und ich erhielt natürlich Nachhilfe in Indonesisch. Zwei Frauen fragten mich dann, ob ich zum „Pentai“ (Strand) kommen wolle. Beide setzten sich auf ihr Elektromotorrad, setzten ihre Kinder hinter und vor sich und als letztes stieg ich auf. Dann fuhren wir zügig über die holprige Strasse Richtung Strand.
Am Strand lagen viele farbige Fischerboote und Schiffe vor Anker und trotz des dichten Nebels sah man bis nach Bali. Der ganze Strand war mit Abfall zugemüllt und es gab keinen Abfalleimer weit und breit. Ich hatte immer noch die becherförmige Plastikhülle meines Wassers in der Hand und fragte, wo ich das entsorgen könne. Die beiden Frauen schauten mich verdutzt an und zeigten auf den abfallübersäten Boden, der ja offensichtlich zur Abfallentsorgung diente.
Später fuhren sie mich dann wieder zurück, wo ich Amiv und einigen noch verbleibenden Freunden zuschaute, wie sie gemeinsam all die Geschenke auspackten. T-Shirts, Farbstifte, Spielzeugautos, Süssigkeiten und vieles mehr war dabei.
Der Mann im Haus nannte sich „Mr. Imam“. Er stellte mir jeden mit einem „Mr.“ oder „Ms.“ vor dem Namen vor. Er war nicht gut im Namen merken, musste mich immer wieder nach meinem fragen und stellte mir auch verschiedene Leute vor, die ihn dann korrigierten und ihren richtigen Namen sagten.
Als ich am Abend Mr. Imam fragte, wo ich etwas zu Essen finden könne, fuhr er mich mit seinem Motorrad zu einem kleinen Warung und bestellte mir ein Nasi Goreng und sich selbst einen Kaffee. Danach fuhren wir zu seinem Freund und sassen vor dessen Haus mit dessen Familie zusammen (wo er mir einen nach dem anderen mit falschen Namen vorstellte – war ein bisschen verwirrend). Die beiden Männer rauchten und die Ehefrau des Freundes tischte verschiedene Chips auf und machte mir einen Kaffee. Später kriegte ich noch eine Suppe mit zwei grossen Fleischbällen, die mich fast zum Platzen gebracht hätten.
Die etwa 10 Jährige Tochter sprach von allen am besten Englisch und ich konnte mich ein bisschen mit ihr unterhalten. Ihre ältere Schwester hätte es vielleicht noch besser gekonnt, war aber sehr scheu und blieb lieber im Haus. Der jüngere Bruder spielte irgendein Spiel auf seinem Game Boy. Danach fuhren wir wieder zurück und ich ging schlafen.