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Woche 1

Von viel Regen, viel Gebetsgesang und einem Gespräch bei javanischem Kaffee.

19. Januar, Hinflug (Tag 0)

Ein erster Höhepunkt meiner Reise war der frühmorgendliche Landeanflug in Singapur. Die A380 der Singapur Airline kam von Nordwesten und machte eine grosse Schleife, um den Flughafen vom Meer her anzufliegen. Unter mir breitete sich die goldig leuchtende Küste Singapurs aus. Einige Kilometer vor der Küste ankerten etwa hundert gewaltige Schiffe. Hochseefrachter, Öltanker und weitere Giganten lagen hell beleuchtet und in regelmässigen Abständen verteilt auf dem Wasser und liessen erahnen, was für eine Logistik so ein Hafen heute verwalten muss. Die letzten Kilometer zur Küste waren gesäumt von Tausenden von Yachten und kleinen Booten. Ein wirklich magischer Anblick.

Von Singapur ging es dann zwei Stunden später nach Jakarta, wo ich Morgens um 7:00 Uhr Ortszeit ankam. Etwa eine Stunde später stand ich mit einem 30-Tage Visum versehen und zwei Millionen Rupiah in Bar vor dem Flughafen und suchte den Bus ins Zentrum von Jakarta: zur Gambir Train Station. Von dort nahm ich ein Taxi zum Hostel 35, welches mir für 150'000 Rupiah (11 SFr.) die Nacht ein etwas heruntergekommenes Zimmer vermietete. Immerhin hatte es ein Bad mit „europäischem“ WC und einer Dusche. Dass sich ab und zu ein Tausendfüssler oder ein paar Ameisen im Zimmer blicken lassen, ist in dieser Preisklasse normal.

Unterdessen war es 12 Uhr geworden und da ich während des Fluges kaum mehr als eine Stunde gedöst hatte, versank ich bald in tiefem Schlaf. Als ich aufwachte, war es bereits am eindunkeln und ich verliess das Hostel, um ein paar Häuser weiter ein kleines Restaurant zu finden, das mir Reis, Gemüse und ein Bier zum Nachtessen servierte. Während des Essens lief noch die erste Hälfte von ManU gegen Chelsea im Fernsehen und danach ging ich bereits wieder schlafen.

20. Januar, Jakarta (Tag 1)

Um zwei Uhr Morgens, immer noch vom Jetlag geprägt, wachte ich wieder auf. Ich las ein bisschen in meinem Buch (Tai-Pan von James Clavell), durchstöberte ein paar News und E-Mails und lauschte dem fernen Gesang des Muezzins, der um halb fünf damit begann, den Koran von den Dächern zu predigen. Um sechs Uhr machte ich mich auf, Jakarta zu Fuss zu erkunden. Viel gab es auf diese Weise nicht zu sehen, ausser lärmenden Strassen, vielen streunenden Katzen und einigen – zugegeben cool gebauten – Hochhäusern. Nach etwa zwei Stunden (geplant war eigentlich weniger, aber ich habe mich ab und zu ein bisschen verirrt ;-) ), fand ich ein gemütliches kleines Restaurant, wo ich Reis und einen Tee zum Frühstück bestellte. Beides war super fein aber leider auch ziemlich scharf, weshalb ich es mir auf etwa eine Stunde einteilen musste und nebenher wieder in meinem Buch las. Danach, fragte ich nach dem Passwort für das WiFi, downloadete die Karte von Jakarta, fand via GPS des iPhones, dass ich nur einen Block von der Stelle weg war, wo ich eigentlich hinwollte, und fand dann auch ganz einfach wieder zurück zu meinem Hostel. Auf der kleinen Wanderung hatte ich noch einen Tourist aus Vietnam getroffen, der mich fragte, wo ich ein günstiges Hostel gefunden habe. Ich habe ihm dann die Seite mit Hostels aus meinem Buch gezeigt und er fand das noch eine ganz gute Idee, sich ein bisschen vorzubereiten, denn er sei einfach so mal gekommen.

Es gibt eigentlich drei Verkehrsmittel, um kurze Strecken zurücklegen zu können: Ojek (Töff), Bajaj (Tuk-tuk) oder Taxi. Beim Töff, setzt man sich hinten einfach auf den Rücksitz und braust dann ohne Helm oder sonst was durch den dichten Stadtverkehr. Habe ich mal gemacht, aber scheint mir ein bisschen unsicher, deshalb, mache ich das wohl eher nicht mehr. Mein Favorit ist eigentlich sowieso das Bajaj. Das hat ausserdem ein Dach, was zurzeit besonders angenehm ist. Es regnet nämlich doch einiges mehr, als ich erwartet hatte. Die Hauptregenzeit auf Java hätte laut meinem Buch eigentlich im November und Dezember sein sollen. Für Januar und Februar war eine geringere Niederschlagsmenge vorausgesagt worden. Trotzdem regnet es jetzt doch noch jeden Tag mehrere Stunden lang. Das ist aber nicht so dramatisch, immerhin sind die Temperaturen mit 25° C sehr angenehm und ich habe einen guten Schirm und Schuhe mitgenommen.

Am Nachmittag bin ich das sogenannte Monas anschauen gegangen. Das Monas ist mit einer Höhe von 132 m ein recht beeindruckendes Monument und befindet sich im Zentrum von Jakarta. Im Innern des Monas ist eine Ausstellung zur Geschichte wie sich der Staat Indonesien gebildet und seine Unabhängigkeit erlangt hat. Rundum das Monument ist ein riesiger Park angelegt, der aber ziemlich durchgeplant und deshalb nicht sehr natürlich ist. Die weite des Parks lässt die Touristenmassen erahnen, die sich im Sommer in das Monument drängen. Zurzeit sind es aber aufgrund des Regens nur sehr wenige und entsprechend sind auch nur wenige Verkäufer und Führer unterwegs. Zwei davon habe ich kennengelernt.

Der erste hiess Mohamed, wie der Prophet, und hat mir ein paar wertlose Postkarten angedreht. Wir haben uns dann auf den Deal geeinigt, dass ich 50’000 Rupiah (4 SFr.) für die Karten bezahle und 10’000 Rupiah, um als Freunde einen Kaffee zu trinken. Beim Kaffe nach javanischer Art hat er mir von seinem Traum erzählt, eines Tages nach Mekka fahren zu können um dort beten zu können. Dies muss jeder Moslem tun, wenn er es sich leisten kann und so gibt es viele, die im Alter ihren ganzen Besitz verkaufen, nur um die Reise nach Mekka antreten zu können. Ausserdem wusste er, dass die reichen Indonesier ihr Geld auf Banken in Singapur und Zürich versteckten und das Land so arm gehalten würde... leider hat er ja nicht ganz Unrecht.

Etwas später habe ich Hermann kennengelernt. Sein Vater war wohl Holländer und er sprach ein paar Brocken Deutsch. Er hat sich sehr geschickt als Führer bei mir eingeschlichen. Zuerst nur ein paar Worte geredet, dann den einen tollen Baum zeigen wollen, dann den Ausgang und schon war er praktisch mein Führer, ohne dass ich das eigentlich beabsichtigt hatte, haha. Stolz erzählte er mir, dass er an stark besuchten Tagen genau wüsste, an welchem Eingang die reicheren Touristen in den Park rund um das Monas hineinkommen und wie er ab und zu 100 Dollar von ihnen für einen Tag abknöpft. Ich war allerdings beim Eingang mit den einfacheren Touristen reingekommen und so war er auch nicht wirklich überrascht, als ich ihm (sehr) beträchtlich weniger gab (ein paar Fr.), aber es war wohl immer noch mehr als auf was er an einem regnerischen Tag hoffen konnte und fand, Allah persönlich müsse mich geschickt haben, um seinen Tag zu retten.

Teil des Deals mit Hermann war es dann auch noch, dass er mir die katholische Kathedrale und die grosse Moschee zeigt. Ich glaube, das war die erste Mosche, die ich je betreten habe und es war sehr spannend. Da ich mit kurzen Hosen unterwegs war, musste ich einen Kimono-artigen Umhang anziehen und dufte dann beim Beten zusehen. Zum Freitagsgebet kämen bis zu 15000 Gläubige, aber an dem Tag waren es nur ein paar Duzend. Neben dran gab es einen Kindergarten und eine Schule für die Kinder und obwohl sie praktisch keine Spielsachen hatten, waren sie ziemlich aktiv und haben ohne Pause fangen gespielt, gekämpft und sind sonst laut herumgerannt. Nach der Moschee habe ich dann noch Indonesiens obersten Gerichthof und das Finanzministerium von aussen bewundert und zum Abschluss ein empfohlenes Café aus meinem Reiseführer (von Lonely Planet) aufgesucht, welches ganz OK war und bin dann ins Hostel zurückgekehrt.

21. Januar, Jakarta (Tag 2)

Der Tag war noch regnerischer als der Vortag und nachdem ich um halb fünf vom Muezzin geweckt worden bin, las ich bis 8 Uhr in meinem Buch. Danach schlenderte ich die Strasse entlang bis ich ein kleines Restaurant fand, in welchem ich Reis mit einem Spiegelei zum Frühstück ass. Danach nahm ich ein Bajaj (Tuk-tuk) zum Museum Nationale, welches laut meinem Reiseführer das Beste in Indonesien sein soll. Ich kam gerade im rechten Augenblick an und wurde von einer Reisegruppe eingeladen, gratis an einer Museumsführung auf English teilzunehmen. Eine Französin führte uns durch die Museumshallen und erzählte zu jeder grösseren Inseln Indonesiens eine spannende Geschichte. Ohne die Führung wäre das Museum nicht so gut gewesen, denn die Ausstellung selber war recht langweilig und nicht gut strukturiert. Zu jedem Gegenstand einen halbseitigen Text lesen zu müssen, ist auf Zeit auch mühsam. Und dann gab es mehrere Räume voller Töpfe, die damals beim Handeln aus China importiert wurden... tja... schön aber die Entwicklungen bezüglich Religion und Politik hätten mich da mehr interessiert. Aber dank der Führung hat es sich allemal gelohnt, insbesondere, weil ich wahrscheinlich nicht mutig genug gewesen wäre, einfach eine Türe aufzustossen, die zusätzlich bewacht wurde und die in die „Schatzkammer“ führte, wenn ich dazu nicht von der Führerin aufgefordert worden wäre ;-).

Nach dem Museum holte ich dann meine Sachen aus dem Hostel und fuhr zur Gambir Train Station, wo ich seitdem Kaffee trinke und diesen Text verfasse. Um 21:00 fährt mein Zug nach Yogyakarta, wo ich Morgen um 4:30 Uhr ankommen soll. Der einzige Zug, der über Nacht fährt, so dass man morgens ankommt, besteht nur aus 1. Klasse Wagen (es gäbe 4 Klassen) und so bezahle ich jetzt 300'000 Rupiah (=23 SFr.) statt etwa 150'000 Rupiah, für die Reise, aber kann hoffentlich im Zug gut schlafen.

22. Januar, Yogyakarta (Tag 3)

Die Zugfahrt war angenehm. Man hatte genug Platz für die Beine und ich konnte ein paar Stunden schlafen. Am nervigsten war eigentlich die Temperatur. Indonesier scheinen sich in allen Räumen, die für die reichere Bevölkerung oder Touristen gedacht sind, verpflichtet zu fühlen, den Raum mit Air-Con auf Nordpool Temperaturen kühlen zu müssen. Dafür wurden dann wieder Wolldecken verteilt, damit man sich zudecken konnte. Möglicherweise sind wegen der Kälte wenigstens die Moskitos etwas ausgeblieben.

Ich kam noch vor Sonnenaufgang in der Tugu Train Station in Yogya an. Schon wieder wollte mich jeder Becak Fahrer irgendwohin fahren und ich wurde alle paar Meter angeschwatzt, was mir dann irgendwann ein bisschen auf die Nerven ging. Aber die müssen halt auch irgendwie Geld verdienen. Ich bin dann mit dem ganzen Gepäck der Strasse entlang spaziert und hätte, ohne die freundliche Hilfe eines Einheimischen, die kleine, unscheinbare Gasse glatt übersehen, in die ich hinein musste. Das Hostel, welches ich eigentlich wollte, befand sich in dieser Gasse, war aber bereits voll besetzt. Mein Lonely Planet enthielt aber noch viele weitere Adressen in unmittelbarer Nähe, die ich aufsuchen konnte.

Ein Typ hat mich dann angesprochen, ob ich ein Hostel suche und mich dann zu einem versteckten Hostel gebracht, welches nicht in meinem Buch aufgeführt ist (Natürlich gibt es viele solche). Ich war eigentlich ganz zufrieden mit dem ordentlich aufgeräumten Zimmer und sauberen Bad und der Preis war erst noch günstig. Nachdem ich zugesagt hatte, war ich zudem erfreut zu sehen, dass das Hostel freies WLAN zur Verfügung stellte. Ich habe mich mal eingeloggt um E-Mails zu lesen und dachte dann, dass ich spasseshalber ja mal das Hostel googlen könnte, in dem ich gerade eingezogen war. Zu meinem Schrecken fand ich furchtbar schlechte Kritiken zu dem Hostel. Die drei letzten Einträge auf TripAdviser.com beschwerten sich alle über Wanzenbisse, die tagelang gejuckt hätten. Ich habe schnurstracks all mein Zeugs zusammengepackt und bin aus dem Hostel geflüchtet. Zum Glück haben sie mich gar nicht gross aufzuhalten versucht. So stand ich also wieder auf der Strasse. Nach einigen weiteren Versuchen, fand ich dann aber doch ein schönes Homestay, mit welchem ich zufrieden war: Dewy Homestay.

Den Rest des Tages verbrachte ich ruhig. Ich besuchte einen nahen Markt (für Touristen), wo sie allen möglichen Plunder zu verkaufen versuchten (Vor allem Sandalen, T-Shirts, Plastik Figürchen und unechte Batik Kleider und Bilder). Ansonsten las ich in meinem Buch und plante die weitere Reise.

23. Januar, Yogyakarta (Tag 4)

Zum Frühstück servierte das Homestay wunderbare Papaya und Bananen und feinen Toast mit Rührei und Kaffee, was ich im dicht bepflanzten, kleinen Garten genüsslich verschlang. Danach machte ich mich auf zum Kraton von Yogyakarta, dem Palast des Sultans. Später habe ich herausgefunden, dass der Sultan wohl immer noch so was wie der Bürgermeister ist und immer noch in gewissen Bereichen des Palasts lebt.

Auf dem Weg zum Kraton habe ich dann einen Mathematik Lehrer aus Sumatra kennengelernt. Zumindest hat er das von sich behauptet. Bis jetzt, weiss ich nicht mit Bestimmtheit, ob er ehrlich war oder mich veräppeln wollte. Er riet mir davon ab, heute zum Kraton zu gehen, sondern besser Morgen, weil am Freitag besondere Tänze stattfinden würden. Stattdessen riet er mir, eine bestimmte Batik Galerie aufzusuchen, die wunderbare Batik ausstelle, aber nur gestern und noch heute.

Yogyakarta ist berühmt für Batik. Der Markt für echte Batik ist gross und entsprechend auch die betrügerischen Treibereien geschäftstüchtiger Banden. Ausserdem gingen bei mir natürlich sowieso die Alarmglocken los, als er sagte, die Galerie sei nur noch heute offen. Deswegen bin ich auch nicht gleich dahin gegangen, sondern setzte mich zuerst in aller Ruhe hin und holte mein Buch, meine Reise-Bibel, hervor. Nach etwa einer Minute, kam schon der nächste freundliche Javaner. Nett, wie ich bin, habe ich mit ihm über dies und das diskutiert und ihm auch gesagt, dass ich dann noch weiter zum Borobudur Tempel und dem Merapi Vulkan möchte und er hat mir wirklich korrekte Tipps gegeben, welchen Bus ich da nehmen muss usw. Dann fragte ich, wo ich jetzt hin wolle und ich sagte, dass mir von dieser Galerie erzählt wurde. Er erzählte mir ebenfalls, dass die ganz toll sei und nur noch heute da sei und so entschloss ich mich, hinzugehen. Der Kraton, wusste ich, würde am nächsten Tag noch in Yogya sein.

Die batik Galerie war dann tatsächlich auch sehr interessant. Ich konnte einer Frau zusehen, wie sich in unendlicher Feinarbeit ein Tuch verzierte. Batik funktioniert folgendermassen: Zuerst wird ein Tuch oder auch ein Kleidungsstück komplett mit einer Grundfarbe versehen. Danach werden mit einer Art Wachs alle Stellen beschützt, die diese Grundfarbe behalten soll. Das ganze wird dann wieder in eine weitere Farbe getaucht und die Stellen beschützt, die diese Farbe behalten sollte. Das wiederholt sich beliebig oft, bis das Meisterwerk fertig ist. Neulinge in der Batik Kunst, haben den Titel Student. Nach ihrer Ausbildung sind sie Painter und können sich zum Teacher oder sogar Professor weiterentwickeln. Die Galerie hatte wirklich grossartige Batik Bilder, zwei davon seien von Professoren gewesen.

Auf dem Weg zur Galerie fragte ich einen zufälligen Passanten nach dem genauen Weg und dieser behauptete abermals, dass die Galerie nur noch heute in Yogya sein würde. Entweder ist das die grösste Verschwörung aller Zeiten oder es stimmt ;-). Die Leute in der Galerie haben dann auch gar nicht besonders probiert, mir das Zeugs anzudrehen, deswegen bin ich immer noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich einen kleinen Schatz entdeckt habe oder ob ich veräppelt worden bin :D. Ich habe jedenfalls nichts gekauft, obwohl ich von einigen Werken begeistert war.

Danach schien immer noch genug Zeit, um zum Kraton zu gehen, was ich dann auch tat. Der Palast des Sultans war eigentlich ziemlich langweilig und scheint mir einfach eine billige Attraktion zu sein, die sich Yogya da eingezäunt hat, einfach um auch irgendwas „Tolles“ zu haben. Der Kraton war einfach ein paar von Säulen getragene Dächer mit ein paar Glasvitrinen voller unangeschriebener Schätze. Zum Glück hat mich meine Reise-Bibel davor gewarnt, zuviel zu erwarten und der Tag war wieder mal ein Tag, wie er irgendwie nur in Asien ablaufen kann, voller Planänderungen und sich am Kopf kratzen, ob man den Leuten nun glauben soll oder nicht.

24. Januar, Yogyakarta (Tag 5)

An diesem Tag entschied ich mich, nach Borobudur weiterzureisen. Ich packte ein paar T-Shirts und Unterwäsche in meinen kleinen Rucksack und machte mich auf zur Jombor Bus Station. Um dorthin zu kommen, habe ich mit einem Becak Fahrer knallhart verhandelt, bis er mich mitgenommen hat. Ein Becak ist eigentlich ein Fahrrad mit einem Wagen vorne drauf. Der Fahrer radelt den Gast aber tatsächlich selber durch den Verkehr, ohne Hilfe eines Motors. Ich hatte keine Ahnung, wo die Jombor Station war, sagte einfach irgendeinen geringeren Preis als er wollte und er erzählte mir wie weit und wie streng die Fahrt dahin sein würde, bis wir uns irgendwo fanden. Tatsächlich war die Fahrt dann sogar anderthalb Mal so lang wie er zuvor behauptet hatte. Wie gesagt hatte ich keinen Plan vom Weg, aber an einer Stelle ist er (in der brütigen Mittagssonne) etwa 500m einer langen Betonstrasse entlang in die eine Richtung gefahren, hat dort die Strassenseite gewechselt und ist alles wieder zurückgefahren. Es ist möglich, dass wirklich keine bessere Strecke existiert hat, aber ich weiss es nicht. Jedenfalls hat er mich dann völlig verschwitzt an der Jombor Bus Station abgesetzt.

Dort wurde ich umgehend zum Bus nach Borobudor geführt und kurz darauf fuhr dieser auch schon ab. Die Busse fahren einfach eine bestimmte Strecke und nehmen jeden auf, der irgendwo am Strassenrand mit der Hand wedelt und setzen einem auch wieder irgendwo ab. Haltestellen gibt es praktisch keine. Als wir dort ankamen, setzte gerade ein sehr starker Regen ein und wieder Mal hatte ich an sich keine Ahnung, wie ich zum Homestay gelangen würde, wo ich eigentlich hin wollte. Mit einem Becakfahrer handelte ich dann einen Preis von 10'000 Rupiah (ca 80. Rp) aus. Die Leute im Homestay haben mir später bestätigt, dass dies der richtige Preis war, was mich schon etwas stolz mache ;-).

Ich hatte im Lotus II einen Raum für mich reserviert. Bei einem feinen Kaffee wurden dann die Formalitäten bewältigt. Die Familie, die das Lotus I betreibt ist verwandt mit der Familie des Lotus II aber hat einen anderen Chef. Vom Lutus II hatte ich einen wunderschönen Blick über die Reisfelder. Natürlich liess ich es mir nicht nehmen, selbst einen Ausflug auf den feinen Wegen zwischen den Reisfelder zu machen und machte viele Fotos. Ausserdem haben im Lotus II zwei ziemlich grosse, giftig aussehende Spinnen gewohnt, von denen ich froh war, dass sie sich praktisch nicht bewegt haben (Eine davon hing direkt über dem Frühstückstisch).

25. Januar, Borobudur (Tag 6)

Um 4.30 Uhr nahm ich an einer kleinen Tour teil, die auf einen Hügel nahe des berühmten Borobudur Tempels führte. Von dort wollten wir den Sonnenaufgang über dem Tempel bewundern. Leider war es aber sehr bewölkt, so dass wir wenig Sonne zu sehen bekamen. Dafür verbarg sich der javanische Wald unter einem mystischen Nebelschleier, was auch ganz schön war.

Auf der Tour habe ich eine Gruppe von neun asiatischen Touristen kennengelernt. Die meisten waren aus China, aber auch aus Taiwan und Hong-Kong und zwei aus Java selber und arbeiteten als Studenten alle an einem Projekt in Jakarta. Die zwei Männer sprachen nur wenig Englisch, aber einige Frauen sprachen sehr fliessend und so unterhielt ich mich vor allem mit ihnen. Nach dem Ausflug auf den Hügel, assen wir zusammen Frühstück und gingen dann zusammen zum Tempel, wo sie, dem Stereotyp entsprechend, vor lauter Fotos knipsen kaum voran kamen.

Aber es war sehr unterhaltsam. Dank den zwei Indonesierinnen in der Gruppe gehörten wir auch zu den wenigen, die den Tempel korrekt bestiegen, nämlich im Uhrzeigersinn dem Zentrum entgegen, statt geradewegs darauf zu. Der Borobudur Tempel ist der grösste buddhistische Tempel und eines der sieben modernen Weltwunder. Er steht auf einem 118x118 Meter grossem Fundament und enthält 504 Buddha Statuen und über 2000 Reliefen die alte Geschichten von vor 1000 Jahren darstellen.

Am Mittag musste die Reisegruppe dann weiter und ich blieb noch etwas länger beim Tempel. Nachdem starker Regen einsetzte, zog ich die Schuhe aus und verstaute sie in meinem Rucksack und hatte den Tempel bald fast für mich alleine. Später ging ich noch ins zugehörige Museum. Die Reliefe des Tempels und diverse Funde lassen darauf schliessen, dass die Indonesier bereits vor 1000 Jahren Handel mit Völkern von China bis Madagaskar betrieben haben. Die Schiffbaukunst muss beeindruckend und mit der europäischen vergleichbar gewesen sein. Mit 10 m langen Schiffen, sind sie der Küste von Indien und Afrika entlang und wieder zurück gesegelt.

26. Januar, Borobudur (Tag 7)

Es war Sonntag und ich bin den Tag locker angegangen. Ich verbrachte den ganzen Morgen auf der Terrasse des Homestays mit Kaffee trinken und lesen. Am Nachmittag startete ich damit, meine weitere Reise zu planen. Dazu gehört zum einen die unmittelbar nächsten Ziele und zum anderen die mittelfristige Richtung, die ich einschlagen will.

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