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Woche 6

Von nervenschonender Musik, Brandstiftern und meiner tollen Dächlichappe.

24. Februar, Tuktuk (Tag 36)

Tuktuk ist ein schönes Feriendomizil und ich entschied, ein paar Tage hier zu verweilen, zu lesen, Hörbücher zu hören, Souvenirs zu kaufen und in der Sonne und im See zu baden. Die Temperaturen sind angenehm, ich wohne direkt am See und Moskitos sind trotzdem selten. Von der erhöhten Lobby des Guesthouses kann man beim Morgenessen einen wunderschönen Blick auf den See geniessen. Ab und zu wird der Blick in der Ferne allerdings von weissem Nebel getrübt. Schuld daran ist nicht etwa das Wetter, sondern die Indonesier selber. In der Nähe brennen Sie den Wald nieder, um Platz für neue Palmöl Plantagen zu erhalten. Der Rauch ziehe seit Wochen über die ganze Insel und verneble den Himmel. Manche mutmassliche Brandstifter seien auch verhaftet worden.

Die Indonesier sind ja sehr kontaktfreundlich (im Vergleich zum Durchschnittsschweizer jedenfalls) und die Lokalbevölkerung auf Tuktuk, die Batak, besonders. Da sie Christen sind, dürfen sie auch Alkohol trinken und das Bier ist hier günstiger als sonst. Auch Marihuana und Mushrooms wurden mir freiheraus zum Kauf angeboten.

Ausserdem sind die Bataks überaus musikalisch. Der Lonely Planet schreibt dazu: „[...] a Batak man ist never far from his guitar“ und hat absolut Recht. Am Abend hört man aus allen Ecken Gesang und Musik und zwar Schöne (die würde ich sogar in den Bus reinlassen). Wenn auf der Baustelle eine Pause eingelegt wird, stehen die Arbeiter zusammen und singen. Böse gesagt, sind sie im Singen vielleicht tatsächlich geschickter als auf der Baustelle. Die Steine des frisch gemachten Gehwegs sind dermassen ungenau und schräg verbaut, dass ihn keiner freiwillig benutzt (sondern auf der Strasse läuft). Beim Bau wurde ausserdem versehentlich eine Internetleitung gekappt, so dass einige WiFi-Cafes zwar noch WLAN aber keinen Anschluss ans Internet mehr anbieten können (WLAN alleine bringt nichts).

Die Läden in Tuktuk sind bemerkenswert breit gefächert. Ich glaube, irgendwann haben sie herausgefunden, was die Touristen wollen und nun bietet einfach jeder Laden alles an: Snacks, Souveniers, Wäscheservice und den Verleih von Elektromotorrädern.

25. Februar, Tuktuk (Tag 37)

Diese Nacht hatte ich in meinem Zimmer Besuch von ein paar Mäusen. Sie haben das Kabel meiner Kopfhörer durchgenagt. Nachdem ich es dem Guesthouse gemeldet hatte, hatten sie Gift aufgestellt. Ansonsten habe ich den ganzen Tag gefaulenzt.

26. Februar, Tuktuk (Tag 38)

Heute hatte ich meinen Hut, meine geliebte, blaue Dächlichappe aus New York verloren. Ich hatte sie noch im einen Moment und im nächsten war sie weg. Deshalb kommt hier noch ein Nachruf auf meinen besten Kauf, den ich je gemacht habe. Als an einem Sommertag im Jahr 2008 die Sonne am höchsten über New York stand und gnadenlos die Stadt bestrahlte, stand ich gerade am Ground Zero von 9/11 und überlegte, dass ich eine Kopfbedeckung brauchte, wenn ich den Tag gesund überstehen wollte. An einem Strassenstand verkaufte eine Frau Dächlikappen und ich suchte mir die Schönste aus und wäre bereit gewesen, jeden Preis zu bezahlen. Doch die Frau gab mir die Kappe für nur 5 Dollar und weil die Kappe an diesem und vielen folgenden Tagen mein wertes Haupt schützte, war dies der beste Kauf, den ich je gemacht habe.

27. Februar, Tuktuk (Tag 39)

Ich wollte eigentlich eine Wanderung auf den Berg auf der Insel machen, von welchem aus man einen schönen Blick über den See haben muss, sofern der Rauch der Waldfeuer nicht zu dicht ist. Leider war der Weg nicht so gut. Nicht direkt gefährlich, aber auch nicht sicher, um alleine zu gehen. An einer Stelle hätte ich mir fast den Fuss verstaucht. Später rankten scharfe Grasshalme über den Weg und schnitten allmählich in meine Beine (Ich hatte dummerweise kurze Hosen angezogen). Nach einigen Kilometern musste ich umkehren. Da sich der Himmel am Nachmittag aber sowieso vernebelte, hatte ich nicht viel verpasst.

Auf dem Rückweg besuchte ich noch die sogenannten „Stonechairs“. Auf diesen Steinstühlen sollen früher die Mächtigen der Batak Stämme gesessen und wichtige Dinge verhandelt haben. Dazu sollen auch Gerichtsverfahren gehört haben. Verurteilte Verbrecher sollen dann zu einem Tisch weniger Meter entfernt gebracht und mit einem Schlag auf den Kopf getötet worden sein. Damit nicht nur die paar Steinstühle da rum standen, haben sie noch ein paar Hütten im alten Batakstil gebaut. War ganz hübsch.

Am Nachmittag nahm ich die Fähre nach Parapat um am Automaten Geld abzuheben. Leider akzeptierte der nur Visa und ich musste ohne frisches Geld zurück.

28. Februar, Tuktuk (Tag 40)

Da ich Geld brauchte, mietete ich mir für 3 Dollar ein Fahrrad und fuhr in die nächste Stadt, um mir eine weitere Million Rupiah aus dem Bankomaten rattern zu lassen. Mit dem frischen Reichtum fuhr ich zu den Steinstühlen. Rundherum zwängten sich viele Souvenirstände, die alle ungefähr das gleiche verkauften. Ich wanderte von Stand zu Stand und feilschte und verhandelte überall und deckte mich mit Bataksouvenirs ein. Am Schluss wollten sie mich gar nicht mehr gehen lassen.

Da ich in meinem Guesthouse kein WLAN habe, ging ich am Abend jeweils ins Samosir Cottage und setzte mich immer an meinen Lieblingsplatz, an dem ich Strom und WLAN hatte. Heute ist Samstag und das Restaurant wird mit Musik und Tanz unterhalten. Jetzt ist 22 Uhr und ich bin scheinbar der Letzte. Das heisst, die 8 Musiker und 3 Tänzerinnen sind eigentlich nur noch für mich hier... und ich sitze am Computer und schreibe...

1. März, Tuktuk (Tag 41)

Ich arbeitete, wie auch die letzten Tage immer wieder, an diesem Bericht, weil ich etwas ins Hintertreffen geraten bin. Ausserdem las ich im Lonely Planet, um meine weitere Reise und deren absehbares Ende zu planen. Ich glaube, ich geh noch ein paar Tage nach Kuala Lumpur (Malaysia).

2. März, Tuktuk (Tag 42)

Ich habe ein paar Postkarten geschrieben... und sonst gefaulenzt.

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